Neben den jetzt noch existierenden Schwemmbräukaser und Staudingerkaser (Forsthütte) gab es füher weitere Kaser:
Straßberger Kaser (Oberstraßberger) ganz im Osten.
Hoznkaser vom Haz (Höger) in Avenhausen ganz im Westen.
Die jetzige Besitzer sind Innhaber des ehemaligen Schwemmbräu in Waging. Anton Murr, Schwemmbräu Waging, kaufte die Alm ca 1920
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Schwemmbräukaser auch Vorderalm genannt
Birkenmoosalpe heißt die Weidefläche in der Uraufnahme 1810.
Samerhof (Hefter) in Avenhausen war Vorbesitzer vor dem Murr.
Der jetzige Bauer ist der Franz Murr
Staudach-Egerndach
Kaser 1054
Almfläche 1051
Komplexzugehörigkeit
Kaser
Schwach verputzte Kalksteinwände, Westgiebel Bruchstein-Sichtmauerwerk
Blech-Satteldach
Gut, da frisch renoviert mit neuem WC!
Sonstige Gebäude
"Zum Schwemmbräu: Früher hieß die Hütte Samer-Kaser. Der Hefter (Samer) hat die Hütte im Rahmen einer Erbengemeinschaft verkauft. Der Murr Anton, Urgroßvater vom heutigen Bauern (2004), hat die Brauerei aufgelöst. Sie wurden abgefunden von Spatenbräu. Dadurch konnte er die Alm kaufen. Der Urgroßvater wollte schon immer eine Alm besitzen; denn eine Alm war früher ein Prestige-Objekt. "Wer eine Alm besaß, der war wer!" Nach Almer Ganzenhuber Konrad" Oelkers, S. 273
Der Murr hatte damals 2 Almen zur Auswahl die er von Waging aus mit dem Zug erreichen konnte: Rossfels in Berchtesgaden und Vorderalm. Er entschied sich für die Vorderalm.
Ersterwähnung 1571 "1 Kaser, 1 ehemaliger Kaser (heute Forstdiensthütte). Wenige Meter westlich des heutigen Schwemmbräukasers stand ursprünglich noch der Hotzenkaser, Baujahr 1837." (Oelkers)
1896
Datierung am Firstbalken "18GAHefter96"
Spolie (verm. Reste des Vorgängerbaus) mit Datierung "GD1760AF" (Georg Dettel u.d. Baumeister) wurde beim Umbau im Stall an altem Träger entdeckt. Agrarkulturerbe
Der Träger wurde in die östliche Giebelwand eingemauert.
anfangs 2000
WC seit ca 2015
Früher hiess die Hütte Samer-Kaser. Der Hefter hat die Hütte im Rahmen einer Erbengemeinschaft verkauft. Der Murr, Urgrossvater vom heutige Bauern (2004), hat die Brauerei aufgelöst. Sie wurden abgefunden vom Spatenbräu. Dadurch konnte er die Alm kaufen. Der Urgrossvater wollte schon immer eine Alm besitzen; denn eine Alm war früher ein Prestige-Objekt. "Wer eine Alm besaß, der war wer!" Nach Almer Ganzenhuber Konrad Agrarkulturerbe
Hefter
Samer
100-Jahrfeier 5.8.2018
Murr
Schwemmbräu
Übliche Almbewirtschaftung mit Brotzeit und Getränken.
Die Vorderalm stellt eine sattelartige Hochfläche zwischen Hochwurz und Hochgern dar, die nach Westen über Aiplbach und nach Osten über den Birkenmoosgraben entwässert wird. Im Untergrund finden sich fast ausschließlich Gesteine des Cenoman: Mergel, Sand- und Tonstein, die als Stauer wirken und eine stellenweise moorähnlich Vegetation ermöglichen. Die Hochwurz im Norden wird aus Jurakalken aufgebaut, die an der Südwand schöne Spezilafaltungen zeigen. Nach Süden wird das Silleck und Köstelkopf im wesentlichen aus Hauptdolomit aufgebaut.
Die Leni war ca 50 Jahre Sennerin auf der Alm. Davor die Schnaiter Wabm (Barbara).
1992 - 2010
Konrad und Elfriede Ganzenhuber waren eine Institution auf der Vorderalm im Hochgerngebiet. Heuer werden sie erstmals nicht mehr Anfang Juni dort den Betrieb leiten. Die beiden müssen aus Altersgründen aufhören. 78 Jahre werden die Waginger heuer. Doch eine Nachfolgerin für die Bewirtschaftung der Vorderalm wurde gefunden und ein wenig darf Konrad Ganzenhuber noch das Almleben genießen. Da die neue Sennerin montags arbeiten muss, hat sich Konrad gerne bereit erklärt, immer montags auf der Alm nach dem Rechten bzw. nach den Ochsen zu sehen. "Das Auto findet den Weg zur Vorderalm ohnehin schon von allein", versichert Gattin Elfriede.
Verköstigung von Wanderern und Radlern
"Es war a schöne Zeit auf der Alm", sind sich die Ganzenhubers einig, aber nun sind sie mit der Entscheidung, die Arbeit auf der Alm bleiben zu lassen, zufrieden. "Denn mit dem hohen Alter lässt die Kraft nach und man spürt das Kreuz und die Füße früher", sagen sie. 18 Jahre waren die beiden auf der Vorderalm und haben jedes Jahr Wanderer und Bergradler verköstigt, auf 22 Ochsen aufgepasst und versorgt, Brennholz gemacht, die Disteln auf den Almwiesen im Zaum gehalten und noch alle möglichen größeren und kleineren Arbeiten erledigt. Wenn die Brennesseln gemäht waren, sind sie eine Delikatesse für die Tiere, so Konrad. Das waren die Arbeiten, die gemacht wurden, wenn das Wetter nicht so gut war. Möglich wurde das Sennerleben, weil Konrad als Waldfacharbeiter (einst hieß der Beruf Holzknecht) mit 60 Jahren "wegen dem wehen Kreuz" vorzeitig pensioniert wurde und Elfriede auf das sommerliche Bedienen in Waging verzichtete. Konrads Kreuz wurde gottlob wieder besser, dafür hat Elfriede derzeit ernsthafte Probleme mit der Hüfte.
1992 war das erste Alm-Jahr für Konrad. Die ersten drei Jahre hat er alleine gewirtschaftet. Denn es musste vieles repariert und in Stand gesetzt werden, "weil's recht ausg'schaut hat", wie sich die beiden schmunzelnd erinnern. Leni, die Vorgängerin, hat gewisse Dinge auf der Alm offensichtlich lockerer genommen.
Stallarbeit keine Nebensächlichkeit
Im Schnitt dauert ein Almsommer auf der Vorderalm 100 Tage, von Anfang Juni bis zum Michaelitag Ende September. 2009 ging es allerdings aufgrund der warmen Witterung schon am 19. Mai los, Abtrieb war am 10. Oktober. Die ersten drei Wochen kommen die Tiere gemeinsam tagsüber in den Stall, um sich aneinander zu gewöhnen und um die Weide zu schonen. Zum einen fressen sie dann nachts intensiver, zum anderen bleiben sie vom Ungeziefer verschont. Um 6 Uhr morgens stehen sie schon vor der Stalltür und warten auf das "Gleck", einer Mischung aus Salz und Getreideschrot. Der Nachteil dabei: "Die Stallarbeit war für eine Frau aber ganz schön schwer", bemerkt Elfriede, als Konrad dies als "Nebensächlichkeit" abtun will.
Konrad erzählt, dass einmal zwei Pustertaler Ochsen, der Otto und der August, zwei Jahre auf der Alm waren. Die zwei waren unzertrennlich, und als sich Otto am Fuß verletzt hatte und dadurch nicht mehr weiter konnte, da wartete der August solange auf ihn, bis Konrad die Misere bemerkte, erste Hilfe leistete und die beiden heimgeleitete. "Sowas habe ich noch nie erlebt", sagt der ehemalige Senner. Für die Ochsen dauert der Almsommer zwei Jahre. Die Hälfte der Tiere werden im Herbst geschlachtet, die anderen haben noch einen Sommer Galgenfrist. So stehen also immer Jüngere bei den Erfahreneren.
Zum Zählen und Begutachten werden die Ochsen alle zwei Tage mit dem "Gleck" gelockt. Wenn allerdings ein Tier abgeht, muss man es sofort suchen gehen. Für das Fehlen der Tiere kann es viele Gründe geben, wie Verletzungen oder dass sie sich verlaufen haben. Da geht man dann schon ein paar Kilometer weit bergauf und bergab, sagt Konrad. Elfriede erzählt noch von einem Ochsen, der die Herde verloren hatte und der Elfriede, als sie helfen wollte, überhaupt nicht beachtete und zu Konrad trottete. Er durfte ihn dann begleiten, erzählen sie lachend.
Absturz von 21 Ochsen im letzten Jahr
Natürlich haben die Ganzenhubers immer noch an dem Vorfall zu knabbern, der ausgerechnet noch im letzten Almsommer passieren musste: der tödliche Absturz von 21 Ochsen im Juli 2009, nur der "Rudi" hat überlebt, aber der kann leider nicht sprechen. So weiß niemand, was die Tiere aufgeschreckt, in Panik versetzt und sie in den Tod getrieben hat - aber es hat niemand den Ganzenhubers die Schuld in die Schuhe geschoben, wofür die beiden sehr dankbar sind.
Viele Details fielen Almwanderern angenehm auf: Dass die Alm rundherum gut in Schuss ist, oder ein natürlich geschwungener Handlauf am Gatter.
Aber vor allen Dingen liebevoll und gleichmäßig geschnittene Schnittlauchröllchen auf dem Holzbrettl neben dem Waginger "Almkas". Auch wenn es Elfriede nervte, "wenn es recht zuging und Konrad trotzdem in aller Ruhe den Schnittlauch in gleichmäßige, akkurate Röllchen schnitt..." Beide müssen (jetzt) herzhaft darüber lachen.
Brotzeiten mit eigener Handschrift
Für den Gast war es eine Wohltat, die Brotzeiten hatten eine eigene Handschrift. Alles stammte aus Waging: Das Sauerteigbrot, der selbstgemachte weiße und rote Pressack oder der Speck. Letzterer stammte von Schweinen, die extra von einem Bauern für Konrad gemästet wurden. Den Speck hat er sich selbst eingesurt, der Metzger Daxenberger hat ihn geräuchtert. Das Bier zur Brotzeit kam aus Schönram. Für die beiden zählte der Regionalgedanke und die Qualität mehr als Gewinnmaximierung. Elfriede ist zudem berühmt für ihren guten Kuchen, den sie im Holzofen auf der Alm gebacken hat, aber vor allem für die "Kiachen", einem Schmalzgebäck, die schon manchem einen "spannenden Wanst" verusacht haben sollen. Bei all den guten Sachen, waren die Preise nie "ausg'schamt".
heimatzeitung.de
Bauer seit 1992 auf dem Murr-Hof in Waging
Chiemgauzeitung
War nach dem Konrad ab 2011 Senner.
Seit ca 2016 Senner
Johann Maier
WILDERER-DRAMA
"Im Oktober 1945, an einem Sonntag, kurz vor Mittag, kamen in das Dienstzimmer (der Polizei Bergen) zwei amerikanische Soldaten mit einer Tragbahre und stellten diese mit dem daraufliegenden Toten ab. Es war der bekannte einarmige Gastwirt Kaufmann aus (dem Weiler) Bayern. Die Leiche war blutverschmiert und aus dem Unterleib quollen die Eingeweide hervor. Von den Soldaten konnte nichts erfahren werden…Inzwischen traf bei dem Polizei-Posten der Begleiter des Kaufmanns ein, die beide zusammen im Gebiet Köstelkopf-Vorderalm beim Wildern gewesen waren. Der Begleiter war der aus Hasperting stammende Höger Nikolaus (Heitzer Nik)…"
Höger wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt… und später von den amerikanischen Besatzern als Jagdhelfer eingestellt.
Johann Maier S. 208
Reichgruber Herbert heimatzeitung.de
Von Herbert Reichgruber
Waging am See. Große Freude beim Schwemmbräu-Bauern in Waging am See: Nachdem Franz Murr und seine Familie am 13. Juni 21 Ochsen durch einen Absturz von ihrer Alm am Hochgern verloren, kam jetzt eine großartige Unterstützung von Almbauern aus Brannenburg. Die Bauern schenkten der Familie Murr die zwei halbjährigen Jungochsen "Bärli" und "Gustl".
"Die Anteilnahme nach dem Unglück war wirklich sehr groß, aber mit so etwas hatten wir nicht gerechnet", erinnerte sich gestern Bäuerin Irmi Murr an die Nachricht, dass sie zwei junge Ochsen geschenkt bekommen. Nach dem Absturz der 21 Ochsen am 13. Juni (wir berichteten) waren viele Anfragen beim Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern eingegangen.
Als die Brannenburger und Flintsbacher Bauern die Nachricht in der Zeitung gelesen hatten, boten sie spontan ihre Hilfe an. Das gesammelte Geld reichte aus, um damit die zwei Ochsen "Bärli" und "Gustl" zu kaufen. Die beiden Tiere, die sich bereits auf Almen im Inntal befanden, wurden gegen Rauschbrand geimpft, und traten dann die Reise zur 1100 Meter hoch gelegenen Vorderalm am Fuße des Hochgerns an.
Bei Senner Konrad Ganzengruber und Familie Murr war die Freude groß, als der Pinzgauer Ochs "Bärli" und sein Partner, eine Kreuzung aus Fleckvieh und Blauem Belgier, angeliefert wurden und sich sofort willig in den Almstall führen ließen. Konrad Ganzenhuber, der schon seit 18 Jahren auf der Vorderalm zuverlässig das Vieh hütet, machte aus seiner Zuneigung kein Geheimnis und hieß den Pinzgauer Ochs "Bärli"besonders willkommen: "Du wirst es bei mir besonders gut haben," begrüßte er das Tier, laut einem Bericht der Fachzeitschrift "Almbauer". Dabei hatte noch wenige Wochen vorher das Ende des Almbetriebs gedroht: "Wir hatten schon daran gedacht, aufzuhören", versicherte die Schwemmbräu-Bäuerin Irmi Murr aus Waging gestern. Schließlich war den Nebenerwerbslandwirten mit dem Absturz der Ochsen ein Schaden von rund 25 000 Euro entstanden.
Nur ein Jungochse war noch auf der Alm am Leben geblieben, acht weitere Jungochsen grasten die Wiesen der Familie im Zentrum von Waging am See ab. Als der Entschluss zum weiteren Betrieb der Almwirtschaft feststand, ging es für diese Tiere auf den Berg: "Die Weiden dort oben hätten wir sonst mühevoll mähen müssen", so Irmi Murr.
Inzwischen grasen die Jungochsen nun glücklich auf der Alm und auch "Bärli" und "Gustl" verhindern täglich, dass sich Unkraut ausbreitet: "Die beiden Tiere sind wirklich sehr lieb und brav. Außerdem sind sie so zutraulich, dass sie einem schon entgegenlaufen, wenn man noch gar nicht gerufen hat."
Bis Ende September werden die Ochsen noch auf der Vorderalm bleiben, dann geht es wieder zurück nach Waging am See. "Hier werden sie dann auf der Weide bleiben, so lange es die Witterung zulässt", versichert Irmi Murr. Im kommenden Frühjahr geht es dann wieder auf den Berg: "Der Termin hängt vom Wetter ab, normal kommen sie Ende Mai hinauf." Die Murrs hoffen nun, dass dieser Almsommer unfallfrei ausklingt und auch in Zukunft nichts mehr passiert, denn eine Versicherung für die Tiere werden sie auch künftig nicht abschließen: "Die ist einfach viel zu teuer." Eine Tierversicherung hatte Franz Murr schon bisher nicht abgeschlossen, weil die Alm eingezäunt ist und sich keine gefährlichen Stellen im Weidegebiet befinden. Außerdem war das Vieh noch nie über die Weideroste gesprungen. Wohl nicht mehr zu klären sein wird, warum sie vor dem Unglück am 13. Juni doch über den Weiderost hüpften. Wie der "Almbauer" berichtet, hatte an dem Samstag im Juni ein Holzknecht um 7 Uhr morgens bemerkt, dass plötzlich sämtliche 22 Ochsen auf der Vorderalm in panischer Angst über den Weiderost sprangen und fluchtartig auf einem Waldweg die Alm verließen.
Etwa eine Viertelstunde später hörte der benachbarte Almerer von der Staudacheralm ein Poltern und Rumpeln, als ob mit hoher Geschwindigkeit ein Auto über die Forststraße fährt. Das tragische Unglück, das sich in diesem Augenblick ereignete, stellte ein Wanderer kurze Zeitmsspäter im Bereich der Forststraße einige hundert Meter unterhalb der Vorderalm fest. Dort lagen unterhalb einer steilen Wand, zum Teil auf der Fahrbahn, zum Teil oberhalb am Hang an Baumstämmen hängend 21 Ochsen, die an dieser Wand abgestürzt waren. Während für diese Tiere jede Hilfe zu spät kam, stand der jüngste Ochs an einer flacheren Stelle und konnte in der sofort eingeleiteten Rettungsaktion mit einem Seil geborgen werden.
Als Auslöser für die panikartige Flucht wurde anfangs ein leichtes Erdbeben oder ein Heißluftballon vermutet. Laut "Almbauer" gab es aber einen Vorfall auf der benachbarten Baireralm, der vermuten lässt, dass ein Bremsenschwarm schuld war. Auf der Baireralm liefen die Rinder ebenfalls in panischer Angst davon. Als der Hirt die Kalbinnen beruhigen konnte, stellte er fest, dass der Rücken der Tiere voller Bremsen war.
Wie der "Almbauer" in seinem Artikel über die Unterstützung berichtet, ist es eine Besonderheit, dass ein Bauer aus Waging am See eine sogenannte Berechtigungsalm besitzt: "Es ist nicht selbstverständlich, dass die Forstverwaltung der Transferierung eines Weiderechts in eine Gemeinde außerhalb des Berggebietes zustimmt", so Autor Michael Hinterstoißer, der selbst aus dem Berchtesgadener Land stammt.
Doch der Almbesitz hat seine Berechtigung: Dem Urgroßvater von Franz Murr gelang der Erwerb des Almrechts eines Bauern in Avenhausen (Gemeinde Staudach-Egerndach) und die Transferierung auf das Schwemmbräu-Anwesen in Waging im Jahre 1917. Vor über 90 Jahren musste das Vieh den weiten Weg zur Alm getrieben werden. Dies dauerte insgesamt 18 Stunden, wobei drei Raststationen eingerechnet sind. Heutzutage haben es "Bärli", "Gustl" und die übrigen Ochsen schon besser: Sie werden mit Bulldog und Anhänger von der Alm geholt und auch wieder hingebracht.
Übrigens passierte auch in der Schweiz im Soustal ein ähnliches Unglück. Dort stürzten laut der Tierschutzorganisation "Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V." Ende August 28 Kühe und Rinder in den Tod. Mehrere hundert Meter fielen die Tiere in die Tiefe und prallten auf dem harten Steinboden auf. Warum die Tiere die Felswand hinabstürzten, ist unklar.
merkur.de 9.5.2009
Ochsen-Drama im Chiemgau
Staudach-Egerndach – Tierdrama am Fuße des Hochgern im Chiemgau: 21 Ochsen stürzten offenbar in Panik eine etwa 25 Meter hohe Felswand hinunter – bis auf ein Tier sind alle tot.
Landwirtin Irmi Murr hat „null, null, null“ Erklärung für das Unglück, im Ort kursieren die seltsamsten Gerüchte: Ein Heißluftballon könnte durch „zischende“ Geräusche die Tiere aufgeschreckt haben. Oder war es ein freilaufender Hund? Oder ein Fuchs? Die Gerüchte beschäftigen vor allem den Ort Waging, wo die Landwirtsfamilie Murr ihren Naturland-Hof hat. „Schon bei der Sonnwendsfeier am Wochenende hat sich’s rumgesprochen“, sagt der Grünen-Landtagsfraktionschef und Biobauer Sepp Daxenberger, der die Familie Murr gut kennt.
Die Vorderalm, wo die Tiere seit Ende Mai grasten, ist eine schöne Ausflugsalm für Wanderer auf dem Weg zum Hochgern (1748 Meter). Der Senner Konrad, ehemals Holzknecht im Dienste der Stadt Traunstein, nun schon über 75, ist in der Gegend legendär, er serviert Brotzeit und Getränke, repariert die Weidezäune, treibt die Tiere beim schlechten Wetter in den kleinen Stall und ist so etwas wie der „gute Geist“ auf der Alm.
Der Tod der Ochsen hat ihn schwer mitgenommen. Derzeit sowieso im Krankenstand, ist er jetzt regelrecht traumatisiert. „Er will gar nicht mehr auf die Alm rauf“, sagt Landwirtin Irmi Murr. Am Samstag gegen 7 Uhr in der Früh hatte ein Wanderer die toten Tiere am Fuße einer Felswand zwischen Vorderalm und der Staudacher Alm auf etwa 1200 Metern Höhe entdeckt und die Polizei in Grassau informiert. Mehrere Tiere lagen nach dem Absturz direkt auf einer Forststraße, andere hatten sich in den Ästen der umstehenden Bäume verfangen. In Panik hatten sie einen erst jüngst wieder hergerichteten dreireihigen Stacheldrahtzaun übersprungen und waren in den Abgrund gestützt. „Nur gut, dass um diese Zeit niemand auf der Straße unterwegs war“, sagt Bäuerin Irmi Murr. Ein tragisches Unglücksfall, dessen Ursache wohl niemals bekannt wird. Die Polizei in Grassau sieht jedenfalls keinen Anlass für Ermittlungen – die Theorie, ein Wanderer könne die Tiere aufgescheucht haben, nennt der stellvertretende Dienststellenleiter „an den Haaren herbeigezogen“.
Nur zwei der Bio-Jungochsen lebten noch, als Landwirt Franz Murr aus Waging an der Vorderalm eintraf. Einer war aber so schwer verletzt, dass er sofort getötet wurde. Ein Ochse blieb unversehrt und kam zurück nach Waging, wo die Familie Murr im Nebenerwerb (sie betreibt noch einen Getränkemarkt) 14 weitere Tiere hält. Alle sind Bio-Rinder, bekommen nur „hausgemachtes“ Futter ohne Spritzmittel und auch kein Gen-Soja. Bauer Franz Murr blieb nichts anders übrig, als die toten Tiere in die Tierkörperverwertung zu geben. Aus Waldkraiburg rückte ein Spezialfahrzeug an, entlegene Kadaver mussten erst mit einem Rückewagen zum Transporter geschafft werden.
Auf dem Schaden bleibt die Landwirtsfamilie wohl sitzen. Bis zu 1500 Euro kostet so ein Jung-Ochse, schätzt Fachkenner Daxenberger. Aber Familie Murr will nicht aufgeben. „Wir werden versuchen, die Alm wieder aufzubauen“, sagt Irmi Murr tapfer.
Anna Kroher
Die Wetterhex' auf der Vorderalm S. 125